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29 Dezember 2022Vor wenigen Monaten hat sich die russische Tennisspielerin geoutet und somit ein Zeichen gegen die repressive Politik in ihrem Heimatland gesetzt
Manchmal ist es nicht einfach, das Richtige zu tun oder das Richtige zu sagen. Besonders schwierig wird es dann, wenn die eigenen politischen Positionen oder gar das eigene Sein dazu führen, dass man sich in seiner eigenen Heimat nicht mehr sicher fühlen kann.
Nichtsdestotrotz ist der Sport einmal mehr seiner Rolle als Sprachrohr für Wertevermittlung gerecht geworden: Darja Kassatkina, eine der derzeit erfolgreichsten aktiven Tennisspielerinnen der Tour, hat sich im vergangenen Juli geoutet und ihre Beziehung zur Eiskunstläuferin Natalja Sabijako öffentlich gemacht – im klaren Bewusstsein darüber, welche Konsequenzen diese ehrliche Botschaft nach sich ziehen könnte.
Denn solche Geständnisse sind für russische Sportlerinnen und Sportler nicht ungefährlich. Schon Jahre vor dem Ukraine-Krieg und Wladimir Putins massiven Einschränkungen der Meinungsfreiheit wurde 2013 in Russland ein Gesetz verabschiedet, das sogenannte „homosexuelle Propaganda“ verbietet. Damit einher gingen Verbote für Pride-Parades und unzählige Verhaftungen von Menschen, die für ihre Rechte eintraten.
Kassatkina hatte ihr Coming-out im Juli während eines Interviews in ihrer Wahlheimat Barcelona. Dabei hat sie sich auch gegen die repressive Politik in ihrem Heimatland ausgesprochen, über ihre Beziehung zu Sabijako gesprochen und das Ende des Ukraine-Kriegs als ihren „größten Wunsch“ herbeigesehnt. Außerdem war Kassatkina schon für eine kleine, aber umso bedeutsamere Fair-Play-Geste bei den Berlin Open aufgefallen, als sie ihrer ukrainischen Kontrahentin Anhelina Kalinina bei einer kleineren Verletzung zu Hilfe kam.
Lending a helping hand 👐@DKasatkina quick to respond after Kalinina goes over on her ankle ❤️🩹#bett1open pic.twitter.com/dU68qGEN1W
— wta (@WTA) June 13, 2022
Inspiration für ihr mutiges Handeln holte sich Kassatkina bei der russischen Fußballerin Nadja Karpova: „Mit ihrem Coming-out hat sie sich und anderen eine unglaubliche Last von den Schultern genommen. Alle Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, sollten diese Themen ansprechen.“
Ein Rückkehr nach Russland schloss die Tennisspielerin nach ihren Aussagen mit Tränen in den Augen auf ungewisse Zeit aus. Doch „es hat keinen Sinn, sich weiter zu verstecken. Das einzig Wichtige im Leben ist es, mit sich selbst im Reinen zu sein.“