Zona Luce – eine Fußballschule im Gefängnis
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17 August 2022Fußball ist der beliebteste Sport der Welt. Dabei überrascht es nicht, dass die Fairness dem Ehrgeiz weicht.
Gewinnen ist die Essenz des Leistungssports – aber große Beliebtheit bringt auch große Verantwortung mit sich. Viele junge Menschen wollen ihre Vorbilder imitieren, im Guten wie im Schlechten. Und obwohl es nicht an Negativbeispielen fehlt, schauen die Jungen auch zu den positiven auf. Als Beispiel dafür bedienen wir uns an den Geschichten zweier Jungen: Sie heißen Filippo und Matteo. Ersterer Stürmer in der A-Jugend bei Brembate Sopra (Bergamo), Letzterer Torhüter von Eracle Calcio (Como).
Jugendliche als Vorbilder
Letztes Jahr dringt Filippo Dezza während eines Spiels seiner Mannschaft in den Strafraum ein und kommt zu Fall. Für den Schiedsrichter besteht kein Zweifel: Elfmeter. Filippo könnte einfach nichts sagen, die Entscheidung akzeptieren und so auf die ziemlich wahrscheinliche Führung seiner Mannschaft hoffen. Doch er macht ganz etwas anderes: Er steht auf, wendet sich an den Schiedsrichter und erklärt diesem, dass er einfach ausgerutscht sei. Der Spielleiter nimmt seine Entscheidung zurück und pfeift das Spiel beim Stand von 0:0 wieder an.
Mattia Martinelli hingegen ist in die Fußstapfen seines Vaters getreten und hütet das Tor. Während eines hektischen Spiels im letzten Jahr ist der Ball schon über der Torlinie, doch der Schiedsrichter bemerkt dies nicht und lässt weiterspielen. Auch Mattia geht zum Schiri und sagt diesem, dass er gerade ein Tor kassiert habe. Vor den fassungslosen Gesichtern der Anwesenden wird das Ergebnis korrigiert. Einige sind sauer, weil Mattia einfach dichthalten hätte können; auch einige Gegner können es kaum glauben. Doch einer strotzt gerade vor Stolz: Mattias Vater, der ihn einige Zeit darauf begleitet, als Mattia den Fair-Play Panathlon-Preis 2021 entgegennimmt.
Herrenfußball
Eines der schönsten Fair-Play-Geschichten der letzten Jahre hat das von Marcelo Bielsa trainierte Leeds United geschrieben. Wir schreiben das Jahr 2019, die Meisterschaft befindet sich in der Zielgeraden: Während eines entscheidenden Spiels um den Aufstieg in die Premier League gegen Aston Villa erzielt die Mannschaft von „El Loco“ ein Tor. Doch während der Aktion, die zum Tor führte, lag ein Spieler von Villa unbemerkt verletzt am Boden. Bielsa beginnt von der Bank aus auf seine Spieler einzureden. Er setzt sich gegen den Widerstand einiger seiner Mannen durch und bei Wiederanpfiff bleibt die gesamte Elf von Leeds stehen, sodass Aston Villa die Partie ausgleichen kann.
Eine etwas jüngere Episode sieht Andrea Belotti im Mittelpunkt, der damalige Mittelstürmer vom FC Turin. Während eines kalten Wintertages spielen die Turiner gegen Atalanta und liegen mit drei Toren zurück. Doch die Mannschaft aus dem Piemont lässt nicht nach und spielt weiter mit. Belotti bekommt den Ball an der Strafraumgrenze, beabsichtigt schon aufs Tor zuzulaufen, doch er kommt zu Fall. Der Schiedsrichter gibt Freistoß an der Strafraumlinie und verwarnt Romero, den Verteidiger von Atalanta, der ins Eins-gegen-eins gegen Belotti gegangen ist. Belotti ist aber nur ausgerutscht und teilt das dem Schiedsrichter sofort mit. Dieser nimmt die Verwarnung zurück. Turin gibt den Ball wieder an die Gegner ab. Was dann passiert, lässt sich wohl am besten mit Karma beschreiben: Der FC Turin holt den Rückstand auch dank eines Tores von Belotti auf und nimmt einen Punkt mit nach Hause.