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Doch Matteo sitzt im Rollstuhl: Er ist mit einer Fehlbildung des Gehirns auf die Welt gekommen und kann weder gehen noch sprechen. Diese Umstände halten ihn aber nicht davon ab, ganz normale Dinge zu machen, wie mit seinen Freunden zu spielen, zu segeln, Go-Kart zu fahren oder mit seinen Eltern Sabine und Roberto auf Konzerten zu gehen. Seine Eltern sind zudem sozial äußert engagiert. Vor einigen Jahren haben sie den Verein „Amigos de Matteo“ ins Leben gerufen, um jungen Menschen mit Behinderung anhand ihrer täglichen Erfahrung mit Matteo schöne Erlebnisse zu schenken.
Außerdem wollen sie die Öffentlichkeit für Themen wie Inklusion und dem Gleichheitsgedanken sensibilisieren. „Wir haben den Verein 2008 gegründet, um jungen Menschen auf Boa Vista, einer Insel der Kapverden, zu helfen. Und das tun wir auch heute noch. Parallel treiben wir Projekte mit Fokus auf Inklusion im Trentino-Südtirol voran“, erzählt Sabine Bertagnolli.
Ein besonderer Punkt lässt diese Projekte herausstechen: Menschen mit und ohne Behinderung unternehmen gemeinsam verschiedene Aktivitäten, meistens Freunde oder Klassenkameraden. „Indem man sich kennenlernt und den Alltag des jeweils anderen aktiv miterlebt, ist es möglich, Behinderungen mit anderen Augen zu sehen. So können unglaublich tiefe Freundschaften entstehen.“
Der Verein
Matteo hat seinen Platz im Herzen der Bozner Gemeinschaft durch die unermüdliche Inklusionsarbeit an seiner Mittelschule „Archimede“ gefunden. Seine Klassenkameraden haben ihn immer in ihren Aktivitäten einbezogen und ihn ständig auf Trab gehalten. Matteo ist nämlich regelmäßig auf Physiotherapie angewiesen und muss in Bewegung bleiben, um nicht zu versteifen. So haben seine Mitschülerinnen und Mitschüler ihn im Rahmen eines Spiels aus dem Rollstuhl gehoben oder ihm beim Zeichnen die Stifte gereicht. Anschließend ging es in die Turnhalle zum Ballspielen – es fand sich immer jemand, der ihn über das Feld rollte, um ihn in an den Spielen teilnehmen zu lassen. Danach noch ein Eis und ein paar Stunden bei den Hausaufgaben, bevor es nach Hause ging und Matteos Tag sich seinem Ende neigte.
„Anfangs war es schwer, die Situation von Matteo zu akzeptieren“, so Matteos Mutter Sabine, „aber wir haben auch verstanden, dass es nichts bringt, sich zu beschweren – sondern dass wir alles versuchen müssen, ihn glücklich zu machen.“ Dieser Gedanke bildet das Fundament des Vereins und die Motivation, diesen mittels Projekte zur Inklusion im ganzen Land bekannt zu machen. Dazu zählen Ausflüge in die Natur oder Sportturniere, die auch über Südtirols Grenzen hinaus Anklang fanden. Erst vor Kurzem hat die Universität von Macerata dem Verein den Inklusionspreis „Premio Inclusione 3.0“ für das Projekt „QuarantenaLand“ überreicht. Im Zuge von QuarantenaLand konnte man Kinder mit Behinderung während der schlimmsten Zeit der Pandemie via Webcam unterstützen. So konnten sie aus dem tristen Alltag der Isolation für kurze Zeit ausbrechen und Spaß haben.
„Voglia di abbracci“
Sabine hat erst ihr Buch „Voglia di Abbracci“ (Mursia Editore) veröffentlicht, mit dem sie allen Menschen und Familien Mut machen will, die unter den gleichen Umständen leben wie sie. Autorin des Buches ist Michela Franco Celani, die die Geschichte von Sabine und Matteo erzählt. Eine Geschichte voller Höhen und Tiefen und ein Leben voller Herausforderungen, die der Familie aber trotzdem nie das Lachen nehmen konnten, auch wenn man sich nach Rückschlägen manchmal erst wieder aufrappeln musste. Das Buch erschien genau ein Jahr, nachdem Sabine als Teil einer 26-köpfigen Gruppe aus Bozen mit dem Verdienstorden der Italienischen Republik „Cavaliere Ordine al Merito della Repubblica Italiana“ ausgezeichnet wurde.
Photos: Facebook Sabine Bertagnolli