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15 Juli 2022Die erste Regel im Ultimate Frisbee lautet: „Ultimate ist ein weitgehend berührungsloser Sport ohne externe Schiedsrichter.“
„Alle Spieler sind selbst dafür verantwortlich, die Regeln zu befolgen und deren Einhaltung zu überwachen. Ultimate beruht auf dem Spirit of the Game, der die Verantwortung des Fair Plays jedem Spieler als wichtigste Aufgabe überträgt.“ Diese wenigen Sätze reichen, um die einzigartige Stellung dieses innovativen, auf der ganzen Welt gespielten Sports auf den Punkt zu bringen: Sportgeist und Teamspirit unter Rivalen. Die Geschichte von Ultimate Frisbee beginnt in den 60er-Jahren in US-amerikanischen Universitäten, mittlerweile kennt man den Sport auf der ganzen Welt.
Das Aushängeschild im Trentino-Südtirol ist die Polisportiva Oltrefersina aus Pergine Valsugana, ein Verein mit Tradition und seit jeher Meisterschaftsteilnehmer auf nationaler Ebene. Präsident des Vereins und Ultimate-Pionier im Trentino ist Roberto Calzà, der anhand der einzigartigen Regeln das Potenzial hinter dem Sport erkannt hatte und diesen vor 15 Jahren in die Region gebracht hat: „Tatsächlich sind alle Spielerinnen und Spieler gleichzeitig Schiedsrichter. Außerdem können die Mannschaften gemischt sein.“ Frauen und Männer, die gemeinsam auf dem Feld stehen – die Physis spielt in diesem Sport nur eine untergeordnete Rolle. Ziel des Spiels ist es, ein Frisbee in die Endzone der Gegner zu befördern, indem man es einander zuwirft. Die Träger der Scheibe dürfen sich nicht fortbewegen, sondern sich nur auf der eigenen Achse drehen.
Im Trentino erfreut sich das Spiel zunehmender Beliebtheit: „So viele registrierte Spielerinnen und Spieler wie heuer hatten wir noch nie, es sind mittlerweile mehr als 50. Einige vielversprechende Talente aus dem Nachwuchs wurden sogar für die U20-Nationalmannschaft nominiert“, so Calzà. Der Verein hat auch die Anzahl an vom nationalen Verband zertifizierten Fachpersonal aufgestockt. Zudem will man vermehrt junge Menschen an den Sport heranführen: Es wurde eine regionale Schülermeisterschaft organisiert, bei der in Pergine über 400 Mädchen und Jungen aus Mittel- und Oberschulen teilgenommen haben.
Schiedsrichter und Athlet in einem
Wie schon erwähnt, sind alle Spielerinnen und Spieler zugleich Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Fouls werden selbst gepfiffen, wobei die Zeit angehalten und mit den Gegnern darüber diskutiert wird. Daher ist es unabdinglich, dass alle auf dem Platz die Regeln bis ins letzte Detail kennen. Calzà erklärt, dass alle einem Test unterzogen werden, in dem die Kenntnisse der Spielregeln abgefragt werden, bevor man für größere Meisterschaften zugelassen wird. „Dieses Vorgehen ist nötig, damit jede Partie so reibungslos wie möglich ablaufen kann und um einer Eskalation von kniffligen Situationen vorzubeugen. Außerdem kann jede und jeder eigene Regelüberschreitungen und jene der Mannschaftskameraden melden.“
Ein Preis für den Spirit of the Game
Das Fair Play bildet also eine grundlegende Komponente im Ultimate Frisbee; so grundlegend, dass ihm die gleiche Bedeutung wie dem Gewinn einer Meisterschaft beigemessen wird. Während der in der Meisterschaft siegreichen Mannschaft der Titel Italienmeister zugestanden wird, wird jedes Jahr auch der Spirit-of-the-Game-Preis überreicht. Damit wird jenes Team ausgezeichnet, das sich durch herausragende Fairness auf dem Platz hervorgetan hat. Dieses Jahr ging der Preis an Cotarica aus Rimini. Ultimate Frisbee ist tatsächlich ein Sport, der jungen Menschen etwas fürs Leben mitgibt. Er lehrt Respekt im Umgang mit anderen Menschen, egal, ob auf dem Platz oder in jedweder anderen Alltagssituation.
Der Verein aus Oltrefersina hat sich auch abseits des Platzes der Solidarität verschrieben. In den letzten Wochen haben die Mitglieder hier ihren Beitrag bei der Hilfe für die ukrainische, vom Krieg gebeutelte Bevölkerung geleistet. „Wir haben einen Lieferwagen zur Verfügung gestellt, um Hilfsgüter in die Ukraine zu liefern. Und wir stellen die Weichen dafür, dass eine Familie zu uns nach Italien kommen kann“, erzählt Calzà abschließend.