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15 Oktober 2024Von der Fechterin, die nach einer Verletzung ihrer Gegnerin auf einen leichten Sieg verzichtet, bis zum jungen Fußballspieler, der während eines Spiels den Zuschauern – Eltern und Freunden – eine Lektion in Sportlichkeit erteilt. Auch der selbstlose Einsatz des Südtiroler Teams, das nach Emilia-Romagna reist, um einem Kameraden zu helfen, der nach den Überschwemmungen in Not geraten ist, sowie der von zwei Boznern organisierte „Cup der Nationen“, um die Integration und Gleichberechtigung von Menschen unterschiedlicher Herkunft zu fördern, gehören zu den beeindruckenden Geschichten der Gewinner der dritten Ausgabe von WeFairPlay.
Das Projekt ist aus einer Initiative des Sportvereins Gs Excelsior hervorgegangen, der für sein Engagement für soziale Inklusion durch Sport bekannt ist, und wird in Partnerschaft mit der Autonomen Provinz Bozen realisiert.
Bei der Preisverleihung, die am Freitag, den 4. Oktober in der Messe Bozen stattfand, wurden sechs Preise an ebenso viele Personen oder Vereine verliehen, die sich durch ihre Gesten oder Initiativen als Vorbilder für Fairness, Inklusion und Solidarität im Sport hervorgetan haben. Die Preisträger in den einzelnen Kategorien sind Emilia Rossatti (Beste Fair-Play-Geste international), die Amateurfußballmannschaft von Nals (Beste Fair-Play-Geste Südtirol), Walter Rista von der gemeinnützigen Organisation „Ovale oltre le sbarre“ (Beste Initiative international), Ana Maria Izabela Cosac und Claudio Fusco, die Organisatoren des „Cup der Nationen“ (Beste Initiative in Südtirol), Nicola Nardo (Jugendpreis), während der Excelsior-Sonderpreis an das Projekt „Bocciamo l’isolamento“ ging, das von den Sozialgenossenschaften Oasis, Clab und Emmeerre in Zusammenarbeit mit der Bocciofila Bozen getragen wird.
"Als Vater eines Athleten und als Politiker freue ich mich, dass die Provinz bereits zum dritten Mal in Folge diese Initiative unterstützt, deren Ziel es ist, positive Werte unter den Jugendlichen zu fördern und zu verbreiten - im Sport wie im Leben", erklärt Landesrat für Hochbau und Valorisierung des Vermögens der Autonomen Provinz Bozen Christian Bianchi. „Ob große, international bekannte Sportlerinnen und Sportler oder Amateure, Trainerinnen und Trainer sowie Freiwillige, die sich tagtäglich in unserer Region engagieren: Sie alle teilen wichtige Grundwerte wie Fairness, gegenseitigen Respekt und Engagement für andere. Jede dieser Geschichten ist ein inspirierendes Vorbild und zeigt, wie der Sport ein mächtiges Instrument für persönliches Wachstum und sozialen Zusammenhalt sein kann.“
„Wir sind sehr zufrieden mit dem Erfolg dieser dritten Ausgabe. Vor allem, weil wir eine Gemeinschaft von Athleten, Jugendlichen, Vereinen und Schulen um WeFairPlay versammelt sehen, die sich dem Geist der Solidarität, der Inklusion und des fairen Wettbewerbs verschrieben hat. Die Teilnahme und das Feedback, das wir erhalten haben, motivieren uns mit noch mehr Enthusiasmus, an der nächsten Ausgabe 2025 zu arbeiten“, sagt Valter Vezzù, der neue Präsident von Gs Excelsior, einem Fußballverein, der für seine Fairness auf dem Platz bekannt ist und die Regel hat, jeden angehenden Spieler aufzunehmen und allen seinen Mitgliedern die gleiche Spielzeit zu gewähren, unabhängig von ihrem Talent.
Die Preisträger: kleine und große Fair-Play-Geschichten
Im Rahmen der Preisverleihung wurden sechs Preise vergeben: zwei für die beste Fair-Play-Geste (einer für Südtirol und ein internationaler Preis), zwei für die lobenswerteste Solidaritäts- und Inklusionsinitiative, ebenfalls auf lokaler und internationaler Ebene, ein Jugendpreis und ein Sonderpreis von Gs Excelsior. Die Preisträgerinnen und Preisträger wurden von einer hochkarätigen Jury ausgewählt, die sich aus Persönlichkeiten des Südtiroler Sports und Journalismus zusammensetzte: Claudia Schuler, Antonella Bellutti, Tania Cagnotto, Martin Pavlu, Manuela Mölgg, Christian Lanthaler, Damiano Tommasi, Stefano Bizzotto, Alberto Faustini, Andreas Vieider und Manuela Vontavon.
Der Jugendpreis ging an Nicola Nardo, den 16-jährigen Torwart der Allievi-Mannschaft von Ponte San Nicolò (Padua): Während eines Jugendfußballspiels stellte er sich den Eltern und Fans auf der Tribüne entgegen, die sich in Beschimpfungen und hitzige Diskussionen verwickelten. Er ermahnte sie und betonte das Recht der Jugendlichen auf ein Spiel ohne Störungen und Konflikte, die nichts mit dem Sport zu tun haben.
Der Preis für das beste Fair-Play ging an die 22-jährige Fechterin Emilia Rossatti. Im Degen-Finale gegen Gaia Traditi bei den italienischen U23-Meisterschaften in Vercelli entschied sich Rossatti nach einer Verletzung ihrer Gegnerin 17 Sekunden vor Ende des Gefechts, die Situation nicht auszunutzen. Sie ließ die Zeit ablaufen und überließ so ihrer Freundin und Gegnerin den Sieg und den Titel.
Der Preis für die beste Fair-Play-Geste in Südtirol ging an die Amateurfußballmannschaft von Nals, die nach Faenza in Emilia-Romagna reiste, um Diego Leoni, einem Verteidiger aus Lugo, zu helfen, der von den verheerenden Überschwemmungen im Mai 2023 betroffen war. Das Team widmete ein ganzes Wochenende der Säuberung des Kellers und dem teilweisen Wiederaufbau des Hauses ihres Freundes - eine Geste, die die starke Verbundenheit zwischen den Teammitgliedern und ihr Engagement, einem Freund in Not zu helfen, demonstrierte.
Der Preis für die beste Fair-Play-Initiative ging an Walter Rista, ehemaliger Rugby-Nationalspieler der späten 60er Jahre und treibende Kraft hinter der Non-Profit-Organisation „Ovale oltre le sbarre“. Diese Organisation hat sich zum Ziel gesetzt, die physische, soziale und erzieherische Rehabilitation von Strafgefangenen und Jugendlichen in schwierigen Situationen durch Rugby zu fördern. Zu den verschiedenen Initiativen gehört auch die Ausbildung von Häftlingen zu Schiedsrichtern, um ihnen eine berufliche Perspektive zu bieten.
Der Preis für die beste Initiative in Südtirol ging an Ana Maria Izabela Cosac und Claudio Fusco, die seit sechs Jahren den „Cup der Nationen“ auf den Talferwiesen in Bozen organisieren. Das Turnier steht allen Boznerinnen und Boznern offen und richtet sich sowohl an Mannschaften, die aus Migranten bestehen und ihr Herkunftsland vertreten, als auch an gemischte Mannschaften aus Einheimischen und Migranten. An der Ausgabe 2023 nahmen zwanzig Mannschaften mit insgesamt rund 300 Personen teil. Das Turnier wird von den Organisatoren und den Teilnehmenden selbst finanziert. Es fördert Inklusion, kulturellen Austausch und Zusammenarbeit und vermittelt universelle Werte wie Respekt, Akzeptanz von Niederlagen und die Gleichberechtigung der Geschlechter.
Der Sonderpreis Excelsior ging an die Sozialgenossenschaften Emmeerre, Oasis und Clab, die das Projekt „Bocciamo l’isolamento“ fördern. Diese Initiative findet im Bocciodrom in der Triester Straße in Bozen statt und nutzt den Sport zur Bekämpfung sozialer Isolation. Rund ein Dutzend Menschen mit Behinderungen nehmen an den wöchentlichen Spielen teil, die von Trainern, Freiwilligen und Betreuern geleitet werden.
„Der Einsatz und das Engagement der an diesem Projekt beteiligten Sozialgenossenschaften entspricht voll und ganz dem Geist unserer Initiative. Gleichberechtigung und soziale Inklusion sind Werte, die uns besonders am Herzen liegen. Der Sport zeigt einmal mehr, dass er die Kraft hat, Barrieren zu überwinden und Menschen zusammenzubringen“, begründete Valter Vezzù, Präsident von Gs Excelsior, die Wahl für den Sonderpreis.
Ehrengast des Abends war die Volleyballtrainerin Alessandra Campedelli, die im Laufe der Jahre aus ihrer Rolle ein Instrument des sozialen Engagements gemacht hat. Bekannt wurde sie mit der italienischen Nationalmannschaft der gehörlosen Volleyballspielerinnen, als sie die Nationalhymne in Gebärdensprache „sang“ und so den Sport in dieser Gemeinschaft sichtbar machte. Später nahm sie eine neue Herausforderung im Nahen Osten an. Im Jahr 2022 übernahm sie die Leitung der iranischen Volleyball-Nationalmannschaft der Frauen, weigerte sich jedoch, die Propaganda des Regimes zu unterstützen, und brach die Beziehungen zum Verband ab - mitten in den Volksaufständen, die das Land nach dem Tod von Masha Amini erschütterten. Heute ist Campedelli Trainerin der pakistanischen Volleyball-Nationalmannschaft der Frauen.
WeFairPlay
Das im Jahr 2022 gestartete Projekt hat über die Plattform wefairplay.org Dutzende von Fair-Play-Geschichten auf lokaler, nationaler und internationaler Ebene gesammelt und veröffentlicht, viele davon wurden direkt von Bürgern und Sportvereinen eingereicht. WeFairPlay wird von der Stiftung Südtiroler Sparkasse und Alperia unterstützt und in Zusammenarbeit mit Coni, dem Paralympischen Komitee Bozen, dem VSS (Verband der Sportvereine Südtirols), der USSA (Vereinigung der Südtiroler Sportvereine) und der Sporthilfe umgesetzt.