Mattia Cattapan: Vom Kartfahren zur Solidarität – ein Leben ohne Grenzen
27 Dezember 2024In der Welt des Jugendfußballs, wo der Ehrgeiz oft die Vermittlung der wahren Werte des Sports überlagert, gibt es Momente, die durch ihre inspirierende Kraft herausragen. Einer dieser Momente geht auf das Konto von Marco Bee, dem Trainer der U17-Mannschaft von Levico Terme, der eindrucksvoll bewies, dass Fairness und Sportgeist wichtiger sein können als der bloße Erfolg auf dem Spielfeld.
Der Vorfall ereignete sich im vergangenen Oktober während eines hitzigen Derbys gegen Borgo in der Qualifikationsrunde der Trentiner Elite-Meisterschaft. Ein Vorfall in der zweiten Halbzeit hätte den Spielverlauf – und womöglich die gesamte Saison – entscheidend beeinflussen können. Beim Versuch, den Ball zurückzuerobern, stieß ein gegnerischer Angreifer unabsichtlich mit einem Spieler von Levico Terme zusammen. Der Schiedsrichter interpretierte die Szene jedoch fälschlicherweise als gewalttätige Aktion und zückte die rote Karte.
Marco Bee erkannte den Fehler sofort und griff ein. Er bat den Schiedsrichter, die Situation noch einmal zu überdenken und überzeugte ihn schließlich, die Strafe in eine gelbe Karte umzuwandeln. Damit durfte der Borgo-Spieler auf dem Platz bleiben. Diese faire Entscheidung, die auf Bees Einsatz zurückzuführen ist, nahm Levico Terme die Chance, die Überzahl zu nutzen und das Spiel zu drehen. Am Ende verlor die Mannschaft das Spiel und die verlorenen Punkte verhinderten den Einzug in die nächste Runde des Turniers.
Trotz der sportlichen Konsequenzen zweifelte Bee keine Sekunde daran, das Richtige getan zu haben. Für ihn ist der Jugendfußball in erster Linie ein Raum zur moralischen und charakterlichen Entwicklung – weit mehr als eine Bühne für sportlichen Erfolg. Dieser Ansatz sorgte zunächst bei einigen seiner Spieler für Irritationen, doch mit der Zeit erkannte das gesamte Team den Wert dieser Entscheidung und die Botschaft, die sie vermittelt.
Bees vorbildliche Geste blieb auch der Vereinsführung von Levico Terme nicht verborgen. Bei der Weihnachtsfeier des Clubs würdigte Präsident Sandro Beretta den Trainer mit einer Plakette, die dessen Engagement für die Werte des Sports hervorhob. Die Inschrift lautete: „Für Trainer Marco Bee, dessen sportliche Geste ihn zu einem Vorbild der gelb-blauen Werte macht.“ Diese Anerkennung unterstrich eindrucksvoll, wie weitreichend die positive Wirkung von Bees Handeln – nicht nur auf seine Mannschaft, sondern auf die gesamte Fußballgemeinschaft – war.
Die Geschichte von Marco Bee ist ein greifbares Beispiel dafür, dass Fairness im Sport eine zentrale Rolle spielen kann, selbst wenn man Opfer bringen muss. Sie erinnert uns daran, dass im Jugendfußball nicht der Sieg das höchste Ziel ist, sondern die Entwicklung junger Menschen, die lernen, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Obwohl die Mannschaft von Marco Bee die Qualifikation verpasste, überzeugte sie mit vorbildlichem Verhalten. Damit bewies sie, dass die wahren Erfolge nicht in Punkten gemessen werden, sondern in Lebenslektionen, die über das Spielfeld hinaus wirken.
Auf dem Titelbild wurde Marco Bee von Sandro Beretta ausgezeichnet, Bildnachweis: Facebook-Seite von Levico Terme Calcio