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7 Oktober 2024Die afghanische Athletin Kimia Yousofi hat bei den Leichtathletikwettkämpfen der Olympischen Spiele in Paris mit einer bemerkenswerten symbolischen Geste die Aufmerksamkeit auf ein Thema gelenkt, das weit über das sportliche Ergebnis hinausgeht. Nachdem sie beim 100-Meter-Lauf mit einer Zeit von 13,42 Sekunden als Letzte über die Ziellinie gelaufen war, zeigte sie der Welt eine Botschaft, die sie unter ihrer Startnummer trug: “Wir haben ein Recht auf Bildung und Sport". Obwohl sie keine Chance hatte, in die nächste Runde zu kommen, nutzte sie die Sichtbarkeit der Veranstaltung, um ein klares und starkes Zeichen für die Frauen in ihrem Land zu setzen.
Eine Botschaft an die afghanischen Frauen
Mit ihrer Geste zeigte Yousofi ihre Entschlossenheit, für die afghanischen Frauen zu kämpfen, denen das Recht, über ihr eigenes Leben zu entscheiden, vorenthalten wird. Nach dem Lauf wandte sie sich den Kameras zu und zeigte drei handgeschriebene Wörter auf Englisch, jedes in einer Farbe der afghanischen Flagge: „Education“ (Bildung) in Schwarz, „Sport“ (Sport) in Grün und „Our rights“ (Unsere Rechte) in Rot. Diese drei Elemente stehen für ebenso viele Grundrechte, die den Frauen in Afghanistan verweigert werden, und so gelang es der Sportlerin, denen eine Stimme zu geben, die nicht sprechen können.
Die Unterdrückung der Frauen in Afghanistan
Mit der Rückkehr der Taliban an die Macht im August 2021 hat sich die Situation der Frauen in dem asiatischen Land dramatisch verschlechtert. Laut einem Bericht der Vereinten Nationen aus dem Jahr 2023 ist Afghanistan zum repressivsten Land der Welt geworden, was die Rechte der Frauen betrifft. Die Taliban-Behörden haben sogar die Übertragung der olympischen Frauenwettbewerbe der Olympischen Spiele 2024 in Paris verboten, da diese als "skandalös und unmoralisch" angesehen werden. Vor diesem Hintergrund erhält Yousofis Botschaft eine noch tiefere Bedeutung.
Die Geschichte von Kimia Yousofi: Von der Flucht zum Kampf
Für Kimia Yousofi sind schwierige Herausforderungen nichts Neues. 1996 in Mashhad, Iran, als Tochter afghanischer Eltern geboren, die während der ersten Taliban-Herrschaft aus Afghanistan geflohen waren, begann sie schon früh mit dem Laufen und gewann einen Talentwettbewerb für afghanische Migrantinnen. Nachdem sie zum Training nach Afghanistan zurückgekehrt war, nahm sie an den Olympischen Spielen 2016 und 2021 teil und trug als Fahnenträgerin ihres Landes die afghanische Flagge. Als die Taliban das Land wieder unter ihre Kontrolle brachten, zog Yousofi nach Australien, entschied sich aber, Afghanistan weiterhin zu vertreten, um ihren Kampf für die Rechte der Frauen fortzusetzen.
Ein Kampf für Veränderung
Kimia Yousofis Geste geht über den Sport hinaus: Sie ist ein Appell an die Welt, die Situation der Frauen in Afghanistan nicht zu vergessen. Mit ihrem Mut hat sie gezeigt, dass auch der letzte Platz eine tief symbolische und kraftvolle Bedeutung haben kann. Ihre Geste ist ein Ruf nach Gerechtigkeit, Gleichheit und Freiheit und ihre Botschaft ein Symbol der Hoffnung auf Veränderung für alle Frauen in ihrem Land. Auch Manizha Talash, bekannt als das B-Girl von Kabul, eine afghanische Athletin des olympischen Flüchtlingsteams, hat es versucht: Während des „Breaking“-Wettbewerbs zeigte sie die Aufschrift „Befreit die afghanischen Frauen“, wurde aber nach ihrem Auftritt sofort disqualifiziert.
Photo credits: Instagram von Kimia Yousofi