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Bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko-Stadt streckten die US-Amerikaner Tommie Smith und John Carlos bei der Siegerehrung des 200-Meter-Laufs ihre Fäuste in den Himmel, um den Kampf für die Bürgerrechte der Afroamerikaner zu unterstützen. Ihre Geste ging in die Geschichte ein, wurde zu einem Symbol im Kampf gegen Rassismus und inspirierte andere Athleten, auch in späteren Jahren, sich gegen Ungerechtigkeit aufzulehnen. In jüngster Zeit haben sich mehrere afroamerikanische Sportler Anti-Rassismus-Bewegungen wie beispielsweise Black Lives Matter angeschlossen und knieten während der amerikanischen Nationalhymne nieder. Ein Kampf, der trotz vieler Schwierigkeiten auch in Italien geführt wird: Ein gutes Beispiel ist der AS Rom, dessen Eigentümer Amerikaner sind und der sich in den letzten Jahren besonders durch seinen Umgang mit Hass und Gewalt, auch verbal und online, ausgezeichnet hat.
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Die Faust von Smith und Carlos bei den Olympischen Spielen
In den Vereinigten Staaten waren die 1960er-Jahre ein entscheidender Moment in der Geschichte der Bürgerrechte für die afroamerikanische Bevölkerung. Es war die Zeit des Aktivismus des 1968 ermordeten Martin Luther King und des Civil Rights Act, der 1964 auf dem Papier die Rassentrennung auf Bundesebene aufhob. Ein Gesetz, das die jahrhundertealte Diskriminierung nicht von heute auf morgen verschwinden ließ, im Gegenteil: Die Auseinandersetzungen und die Gewalt setzten sich in den folgenden Jahren fort und gingen einher mit der großen Welle des kulturellen Wandels, die die gesamte westliche Gesellschaft erfasste.
Die US-amerikanischen Sprinter Tommie Smith und John Carlos reagierten auf diese Situation am 16. Oktober 1968 bei den Olympischen Spielen in Mexiko-Stadt, nachdem sie im Finale des 200-Meter-Laufs den ersten und dritten Platz belegt hatten. Bei der Siegerehrung, als die Töne der amerikanischen Nationalhymne erklingen, senken die beiden Läufer ihren Kopf und heben eine geballte, von einem schwarzen Handschuh bedeckte Faust in den Himmel. Ihre Geste zur Verteidigung der Bürgerrechte der afroamerikanischen Bevölkerung in den Vereinigten Staaten ging in die Geschichte ein und wurde zur Ikone einer ganzen Ära. Smith und Carlos werden auf Veranlassung des IOC (Internationales Olympisches Komitee) von den Olympischen Spielen in Mexiko ausgeschlossen: Sie sollen für ihr "politisches" Verhalten auf dem Podium bestraft werden. In ihrer Heimat ist die Situation nicht besser und die beiden Athleten sind ständigen Drohungen und Einschüchterungsversuchen ausgesetzt. Für die afroamerikanische Bevölkerung sind sie nun jedoch Helden. Sie haben den Menschen den Mut zur Rebellion gegeben.
The @utahjazz and @PelicansNBA kneel in solidarity as @JonBatiste performs the National Anthem prior to the NBA Restart. pic.twitter.com/dQeHSbUx87
— NBA (@NBA) July 30, 2020
Afroamerikanische Sportler im Zeichen von Smith und Carlos
Es wäre schön, wenn die Faust von Smith und Carlos ausgereicht hätte, um den Rassismus in Amerika und in der Welt auszumerzen: Leider war dies nicht der Fall. Tatsächlich lebte und lebt das Land der Stars and Stripes weiterhin mit einem systemischen Rassismus, der nicht nur unbewusst in den kulturellen Gewohnheiten vieler Bürger, sondern auch in jahrhundertealten sozialen, rechtlichen und administrativen Mechanismen verwurzelt ist. Aus diesem Grund haben viele afroamerikanische Athleten ihre Stimme gegen Rassismus erhoben.
Zu den bemerkenswertesten Gesten der jüngsten Zeit gehörte 2016 die von Colin Kaepernick, einem professionellen American-Football-Spieler, der während der amerikanischen Hymne vor dem Spiel auf die Knie ging. Seine Geste gewann allmählich an Bedeutung und Sichtbarkeit und wurde spätestens 2020, nach der Tötung von George Floyd durch die Polizei in Minneapolis, zum weltweiten Symbol der Protestbewegung.
So entstand beispielsweise die "I Can't Breathe”-Bewegung. Zudem explodierte die 2013 gegründete internationale Aktivistenbewegung "Black Lives Matter”, die sich dem Kampf gegen Rassismus verschrieben hat. Kaepernicks Beispiel wird nachgeahmt und Szenen, in denen afroamerikanische Sportler knien oder die Nationalhymne missachten, werden immer häufiger, vom Baseball bis zum American Football. Die berühmtesten Spieler der NBA (National Basketball Association), Stephen Curry und LeBron James, setzten sich offen für die Rechte der Afroamerikaner und gegen Präsident Donald Trump ein. Im Juli 2020, als die Liga nach der ersten Covid-19-Welle wieder aufgenommen wurde, gingen die Utah Jazz und die New Orleans Pelicans auf die Knie und trugen T-Shirts mit der Aufschrift "Black Lives Matter" gegen Rassismus und die übermäßige Gewaltanwendung durch die Polizei. Auch die Schiedsrichter und Trainer beteiligten sich an der Initiative: ein starkes Signal.
Italien und das Beispiel des AS Rom
Die Situation in Amerika ist noch immer dramatisch und auch in Italien muss noch viel getan werden, um den Rassismus aus der Gesellschaft und der Welt des Sports zu verbannen. Auf der Halbinsel reichte die geballte Faust von Smith nicht aus, ebenso wenig wie Balotellis Reaktion gegen Rassismus während seiner Zeit bei Brescia, als er im Bentegodi in Verona von der gegnerischen Fankurve mit Beleidigungen bedacht wurde. Doch die Fußballmannschaften beginnen, sich zu mobilisieren. Ganz vorne mit dabei der AS Rom, der sich seit jeher dem Kampf gegen Rassismus und alle Arten von Hass und Gewalt, auch im Internet, verschrieben hat. Im Jahr 2019 wurde der Giallorossi-Fußballer Juan Jesus auf seinem Instagram-Profil schwer rassistisch beleidigt; der Verein wurde aktiv und zeigte den “Hater” bei der Polizei an, wobei ihm mit einem lebenslangen DASPO (Zugangsverbot zu Sportveranstaltungen) gedroht wurde. Das Sportgericht entschied sich später für drei Jahre.
Rassismus ist nach wie vor ein heikles Thema, aber Vereine und Verbände arbeiten hart daran, dieses Übel auszumerzen. Eine Faust in den Himmel zu strecken, wie es Smith und Carlos getan haben, ist, wie wir gesehen haben, nicht immer genug, aber es kann ein erster Schritt sein, um sich gegen Rassismus zu positionieren und bessere Fans und Bürger zu werden