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In der Elfenbeinküste herrscht Chaos, der Norden und der Süden des Landes befinden sich in ständigem Kampf, und die einzige Chance, die Nation zu vereinen, sind - unglaublich, aber wahr - das Talent und der Mut von Didier Drogba. Die ivorische Nummer 11 lehnt sich gegen den Bürgerkrieg auf und schafft es mit der Magie des Fußballs - anlässlich des WM-Qualifikationsspiels 2006 - ein Volk zu vereinen, das um seine Toten trauert. Obwohl der erste scheinbare Frieden nur von kurzer Dauer ist, unternimmt Drogba einen zweiten verzweifelten Versuch, ein Volk zu versöhnen, das sich schon zu lange bekämpft hat. Auch diese Hoffnung ist nur von kurzer Dauer, aber sie lehrt die Elfenbeinküste und die Welt, dass es keinen Krieg gibt, wenn man ein gemeinsames Ziel hat und gemeinsam kämpft, und sei es nur, um Tore zu schießen und gemeinsam zu gewinnen.
Die Einigung der Nation
Wir schreiben das Jahr 2005 und die Republik Côte d'Ivoire befindet sich mitten im Bürgerkrieg, der Norden und der Süden des Landes bekämpfen sich. Der Süden ist reich, fortschrittlich und christlich geprägt, während der Norden eher rückständig ist und die Mehrheit der Bevölkerung muslimisch ist. Eine Koexistenz scheint unmöglich, bis das Land im Oktober desselben Jahres um die Qualifikation für die Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland spielt. Mit dem 3:1-Sieg gegen den Sudan sichern sich die “Elefanten" ein Ticket für die WM in Deutschland. Die ivorischen Fußballer wollen gerade damit beginnen, sich von ihren Fans feiern lassen, als Didier Drogba sie zum Innehalten aufruft. Er fordert seine Mannschaftskameraden auf, einen Kreis zu bilden, und ergreift ein Mikrofon: "Meine ivorischen Freunde aus dem Norden und aus dem Süden, aus dem Osten und dem Westen, heute haben wir euch gezeigt, dass die Menschen in unserem Land zusammenleben und für ein gemeinsames Ziel kämpfen können. Wir haben euch versprochen, dass wir die Nation vereinen werden. Wir bitten euch nun auf Knien, die Waffen niederzulegen und Wahlen zu organisieren. Alles wird sich zum Besten wenden". Eine aufrüttelnde Rede, die die Menschen auf den Tribünen und die gesamte Nation zu Hause vor dem Fernseher nicht gleichgültig lässt.
Drogbas Wunsch nach Frieden verbindet sich mit der Magie des Fußballs und bis zur Weltmeisterschaft in Deutschland erlebt die Elfenbeinküste eine Phase scheinbarer Ruhe. Doch in der starken Gruppe mit Argentinien und Holland hat die afrikanische Mannschaft kein Glück. Die “Elefanten” scheiden bereits in der Gruppenphase aus. Der Zauber verblasst und die Waffen schweigen nicht länger.
Ein letzter Versuch
Drogba will jedoch seinen Traum vom Frieden nicht aufgeben und macht einen letzten Versuch: Die Nationalmannschaft soll in den Norden zurückkehren. So überredet er die Regierung, das Qualifikationsspiel für den Afrika-Cup in Bouake, einer Hochburg der regierungsfeindlichen Milizen, auszutragen. Für den Frieden folgt die Mannschaft von Trainer Michel ihrem Kapitän und trotzt der Angst. Das Schlimmste wird befürchtet und die Sicherheitsvorkehrungen sind maximal. Das Spiel ist ein Erfolg, nicht nur wegen des 5:0-Endstands (alle 5 Treffer werden durch Drogba erzielt), sondern auch, weil der Sieg die "Magie" zurückbringt. Das Stadion und das ivorische Volk sind in Feierlaune, die Menschen gehen auf die Straße und jubeln. Die Elfenbeinküste ist wieder geeint.
Leider wird auch diese Hoffnung schnell wieder zunichtegemacht und der afrikanische Staat versinkt wieder im Bürgerkrieg. Trotz allem ist Drogbas Versuch, sich gegen den Krieg aufzulehnen, nicht als vergeblich anzusehen. Denn er zeigt, dass es möglich ist, auch im Krieg wieder zusammenzufinden, wenn man ein gemeinsames Ziel hat.