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26 August 2022Das internationale Projekt Chess for Freedom, eine Art Weltmeisterschaften für Gefängnisinsassen und das in den USA initiiert wurde, hat nicht nur sportliche Ziele.
Schach soll dabei helfen, die richtigen Entscheidungen im Leben aufgrund einer analytischen Herangehensweise zu treffen. Gleichzeitig fördert das Projekt einen gesunden Wettbewerbsgedanken, was den Inhaftierten auch dann weiterbringen soll, sobald sie das Gefängnis verlassen haben.
Auch in Italien konnte die Initiative erfolgreich umgesetzte werden: Im Gefängnis von Maiano in Spoleto gab es schon ein ähnliches Schachprojekt. Der umbrische Ableger des italienischen olympischen Komitees CONI hatte den Startschuss dafür gegeben und gemeinsam mit dem Schachlehrer Mirko Trasciatti vorangetrieben. Von den Grundlagen bis zu den komplexesten Spielzügen hat Trasciatti den Insassen das Spiel beigebracht, wobei er auch Treffen mit professionellen Spielern organisiert hat.
Chess for freedom
Chess for Freedom ist ein Projekt des FIDE (Internationaler Schachverband) in Zusammenarbeit mit Büro des Sheriffs von Cook County, Illinois, in den USA. Das Spiel soll bei den Gefangenen einen persönlichen und sozialen Entwicklungsprozess anstoßen.
Im Mai 2021 hat das Projekt im Rahmen eines Turniers mit damals noch vier Nationen offiziell begonnen. Im darauffolgenden Oktober fand schließlich die erste internationale Schachmeisterschaft für Gefangene statt, an dem Dutzende Insassen teilgenommen haben. Der 13. Oktober als Austragungsdatum hatte dabei symbolischen Charakter: Es ist der Internationale Tag der Erziehung im Gefängnis.
Das Turnier wurde online ausgetragen. Gewonnen haben es Inhaftierte aus der Mongolei, die in einem umkämpften Finale Zimbabwe bezwangen. Bei den Frauen krönte sich Georgien zum Sieger.
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Schach im Gefängnis
Schach fördert das Gedächtnis sowie analytisches und logisches Denken. Außerdem liefert es ein Ventil, um sich abreagieren zu können und beugt so Angstzuständen, Stress und Depressionen vor. Eine der Ideen hinter dem Projekt ist, dass die Gewohnheit, kluge Entscheidungen zu treffen, auch im Leben außerhalb des Gefängnisses zum Tragen kommen kann.
Der FIDE fördert das Projekt weiterhin und hat sogar eine Online-Konferenz dazu abgehalten. Im Laufe der Monate haben sich immer mehr Vollzugsanstalten aus mehreren Ländern der Initiative angeschlossen. Besonderes Interesse kommt aus Europa und Asien; in Russland fand das Projekt besonders fruchtbaren Boden, zumal der frühere Weltmeister Anatoli Karpow zu den Unterstützern zählt.
Am 25. April 2022 wurde die 2. Ausgabe des Turniers angekündigt. Stichtage sind der 13. und 14. Oktober 2022. Ein vierköpfiges Team pro Vollzugsanstalt kann am Turnier teilnehmen; Alter und Geschlecht sind egal. Die Partien finden online statt und werden live auf dem offiziellen YouTube-Kanal des FIDE gestreamt. 64 Teams aus 31 Ländern werden erwartet – doch man ist erpicht darauf, die Teilnehmerzahlen weiter steigen zu lassen.
Der Geschäftsführer des FIDE, Dana Reizniece-Ozoloa, ist überzeugt, dass dieses Projekt nicht nur dazu dient, den Gefangenen etwas Abwechslung zum Gefängnisalltag zu bieten: „Gemeinsam können wir ihnen eine Chance schenken, wieder ein normales Leben zu führen.“
Der armenische Dachverband hat eine Studie zu den psychologischen Vorteilen des Programms durchgeführt. Daraus kam hervor, dass die Gefängnisinsassen ein gesteigertes Selbstwertgefühl aufweisen: Das Spiel hat ihnen ein Gefühl der Freiheit und Frische gegeben und sie in ein neues und anregendes soziales Gefüge eingeführt. Schlussendlich helfen diese Initiativen den Vollzugsanstalten dabei, ihren eigentlichen Zweck zu erfüllen: eine umfassende soziale Reintegration.
Cover photo © Alessio Vissani (Facebook Mirko Trasciatti)