Alessandra Cappellotto, der Weg zur Gleichstellung
27 Juli 2022Fußball und Fair Play: Ein Modell für die Jugend
10 August 2022Sich freizulaufen und die Gelegenheit in den freien Räumen zu nutzen, gehört zum Einmaleins des Fußballs.
Eine Grundlage im Fußball soll zur Grundlage im Leben der Insassen der Jugendstrafanstalt von Nisida im Golf von Neapel werden. Das Projekt „Zona Luce“, im deutschen Fußballjargon „freier Raum“, wurde im vergangenen Jahr vom Jugend- und Schulsektor des italienischen Fußballverbands FIGC in Zusammenarbeit mit der Stiftung Scholas Occurrentes ins Leben gerufen und gibt jugendlichen Straftätern eine Chance, der organisierten Kriminalität den Rücken zu kehren.
Die Fußballtrainer von morgen
Unter der Anleitung der Fußballehrer des FIGC werden auf dem Kunstrasenplatz der Haftanstalt wöchentlich Fußballspiele im 5 gegen 5 ausgetragen. Die Mannschaften werden aus den jugendlichen Inhaftierten sowie Gefängniswärtern gleichermaßen gebildet. Den Jugendlichen werden so die Werte des Fußballs nähergebracht: Auf dem Feld sind alle gleich; ein Fußball kennt keinen Unterschied zwischen Jugendlichen und Erwachsenen; ein Fußball hat keine Ecken und Kanten; im Fußball gibt es keine Trennwände, keine Mauern, die entzweien.
Es geht aber nicht nur ums Spiel selbst. Aus den Jugendlichen sollen keine Profispieler werden, das Projekt „Zona Luce“ bietet vielmehr eine Berufsperspektive. Sobald nach dem Schlusspfiff die Trikots und Bälle wieder verstaut sind, sitzen alle gemeinsam auf der Bank, um von den „Mister“, wie die Trainer in Italien auch genannt werden, Spieltheorie und -technik zu erlernen. Zum Abschluss des Projekts erhalten die Teilnehmenden ein Diplom, mit dem sie als Co-Trainer in Sportvereinen arbeiten können, sobald sie aus der Haft entlassen werden. So lernen die Jugendlichen Verantwortung zu übernehmen und die Vergangenheit, die sie in die Jugendstrafanstalt geführt hat, hinter sich zu lassen. Das Projekt zeigt ihnen neue Wege zurück in die Gesellschaft, ohne wieder in die Illegalität abzurutschen.
Die Zukunft der Initiative
„Zona Luce ist ein Projekt, auf das wir sehr stolz sind“, unterstreicht der Koordinator des Jugend- und Schulsektors von Kampanien Giuseppe Madonna bei der Abschlussfeier des Projekts. „Durch den Fußball haben alle etwas gemeinsam, sie sprechen nun eine gemeinsame Sprache. So haben wir es geschafft, Jugendliche, Wärter und Trainer von regionalen Fußballschulen zusammenzubringen. Diese Initiative wird in den nächsten Jahren bestimmt so fortgeführt und wir fühlen uns geehrt, dass wir dieses Projekt zum ersten Mal in Kampanien durchführen konnten.“ Das Projekt wird in Zukunft auch auf andere Städte wie Turin, Rom und Mailand ausgeweitet. Während der Abschlussfeier wurde auch ein neuer Fußballplatz mit Kunstrasen eingeweiht.
Unter den Unterstützern der Initiative befindet sich auch eine besondere Persönlichkeit: Papst Franziskus. „Der Papst war sofort begeistert. Auch er hat während seiner Zeit in Argentinien den Sport genutzt, um Jugendlichen in prekären Situationen eine Perspektive zu bieten“, erklärt Mario Del Verme, Sportkoordinator der Päpstlichen Stiftung Scholas Occurrentes. „Die Besonderheit dieses Projekts ist, dass die interne Struktur des Gefängnisses, die aus jugendlichen Insassen und den Wärtern besteht, mit der realen Außenwelt der Region zusammengeführt wird, wo die Jugendlichen wieder eine Perspektive finden können.“