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6 Juli 2022Sie gehört zu den großen Namen im Alpinismus: Tamara Lunger, 36 Jahre alt und aus Bozen, lebt in einer Art Symbiose mit den Bergen, zumal sie tatsächlich inmitten der Berge geboren und aufgewachsen ist.
Dies hat Tamara unweigerlich geprägt und das Klettern zu ihrer Leidenschaft und Berufung gemacht. Schon als Jugendliche widmet sie sich Bergsportarten wie dem Skitourengehen; Titel lassen nicht lange auf sich warten: Italienmeisterin und Vize-Italienmeisterin 2006 und 2008 bzw. 2007.
Diese Liebe zu den Bergen entwickelte sich stetig weiter und mündete schließlich im Traum, irgendwann einen Achttausender zu bezwingen. Dieses Leben wollte Tamara. Und sie lebte es nach vielen Anstrengungen und mit großer Hingabe.
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Die Gipfelstürmerin
Nach ihrer Zeit im Leistungssport überkam Tamara das Gefühl, dass sie mehr brauchte, um ihren Hunger nach Adrenalin und Abenteuer zu stillen. Eigentlich kam der Gedanke, auf einen Achttausender zu steigen, schon mit 14 Jahren – und er verschwand nie wieder.
2009 erklomm sie im Zuge ihrer ersten richtigen Expedition den Island Peak in Nepal (6.189 m). Im Jahr darauf war es schon der vierthöchste Berg der Welt, der Lhotse, mit 8.516 m und ihr erster Gipfelsturm im Himalaja. Damit war sie die jüngste Frau, die es jemals auf diesen Gipfel geschafft hatte. Im Jahr 2011 war der Khan Tengri dran, 7.010 m und seines Zeichens höchster Berg Kasachstans.
Den größten Erfolg ihrer Karriere verzeichnete sie jedoch im Jahr 2014, als sie als erst zweite italienische Frau ihren Fuß auf den Gipfel des K2 (8.611 m) setzte, ohne Sauerstoff und ohne Begleitung. 2016 sollten es der Nanga Parbat und dessen 8.126 m sein, doch körperliche Beschwerden stoppten ihren und den Aufstieg ihres langjährigen Begleiters Simone Moro 70 Meter vor dem Gipfel.
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Climbing for a Reason
Tamara war es seit jeher ein Anliegen, ihre Leidenschaft der Jugend und besonders jenen näherzubringen, die nicht so viel Glück in ihrem Leben haben. Eines ihrer erfolgreichen Projekte heißt „Climbing for a Reason“, eine Kletterschule für Frauen und Mädchen, die sie letztes Jahr in Pakistan eröffnet hat.
Der Gedanke dahinter ist einfach: den Menschen in diesen Gegenden über den Sport die Augen für die Emanzipation der Frau zu öffnen, um dieser offener entgegenzutreten. Dank des Projekts entstanden eine künstliche Kletterwand und rund 20 Klettersteige. Außerdem wird Lehrpersonal aus der Umgebung ausgebildet, sodass die Schule autonom arbeiten kann.
Darunter befinden sich auch Frauen, da es den Mädchen nicht erlaubt ist, einen männlichen Lehrer zu haben, bevor sie zehn Jahre alt sind. Gratis verliehen werden Klettergurte, -schuhe, -seile und weitere Ausrüstung.
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„Wir schicken jeden Tag Kinder und Frauen auf eine Wand. Zu sehen, wie diese so schüchternen Mädchen stetig an Selbstvertrauen gewinnen und ihrem Enthusiasmus freuen Lauf lassen, ist ein unbeschreibliches Gefühl“, so ein Post von Tamara auf ihrem Facebook-Profil.
Die Idee entstand gemeinsam mit ihrem Kletterpartner Juan Pablo Mohr, der im Februar 2021 auf dem K2 verunglückte. „Nach seinem Tod durchlebte ich eine tiefe Krise. Doch ich hatte ihm versprochen, ihn zu unterstützen, und ich habe Wort gehalten. Kurz nachdem ich wieder in Pakistan zurückgekehrt war, wurden sein Körper und die seiner Begleiter geborgen. Ich konnte mich verabschieden, meinen Frieden mit dem K2 schließen und wieder nach vorn schauen. Momentan gibt mir das Extrembergsteigen nichts mehr. Ich will etwas für andere Menschen machen: So will ich meinen inneren Frieden und wahres Glück finden“, erzählte Tamara dem Corriere della Sera.
Cover Photo: Tamara Lunger Facebook Profile ©Mateo Barrenengoa Lecannelier