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15 Juni 2022Igor Trocchia ist als Fußballtrainer tätig – aber in erster Linie ist er Erzieher.
Im Laufe seiner langen Karriere standen Respekt und Solidarität immer an erster Stelle, noch vor dem Sportlichen. Denn Sport bedeutet Freundschaft und Zusammenhalt – und nur mit diesen beiden Zutaten können aus Jugendlichen in Zukunft respektable Erwachsene heranwachsen.
Diese Grundeinstellung vermittelt Igor jeder seiner Mannschaften, egal welcher Kategorie. Und diese Grundeinstellung hat auch zu einem gewaltigen Medienecho in der nationalen Presse geführt, als er am 1. Mai 2018 ein weitreichendes und klares Zeichen gegen Rassismus setzte.
Schluss mit dem Turnier
Damals trainierte Igor die C-Jugend (11-12 Jahre) von Pontisola. Während eines Jugendturniers in Rozzano in der Provinz Mailand gewinnt seine Mannschaft im Halbfinale. Nach dem Spiel bemerkt Igor, dass einer seiner Spieler, Jassim, Italiener Burkiner Abstammung, sich weigert, einem seiner Gegner die Hand zu schütteln.
. Zunächst „schimpft“ Igor mit seinem Schützling und verlangt eine Erklärung. Nach und nach sind es aber Jassims Mannschaftskameraden, die den Trainer auf rassistische Beleidigungen während des Spiels hinweisen. „Das war der richtige Moment, die ganze Mannschaft dafür zu sensibilisieren, hinter ihren Prinzipien zu stehen. Wir durften diese schreckliche Episode nicht einfach ignorieren“, erzählt Igor.
Als das gesamte Team in der Kabine war, schlug der Trainer seinen Spielern vor, sich aus dem Turnier zurückzuziehen und abzureisen. Aus Solidarität und Mitgefühl für ihren Mitspieler stimmte die ganze Mannschaft dem Vorschlag zu, stieg in den Bus und fuhr nach Hause.
Ein Vorgehen, das eigentlich als völlig normal angesehen werden sollte, aber doch hohe Wellen geschlagen hat. „Es war eine ehrliche und bewusste Entscheidung, die ich damals getroffen habe. Viele dachten, dass wir aus dem Bauch heraus gehandelt hätten. Aber tatsächlich lag dem viel pädagogische Arbeit zugrunde: Ich vermittle meinen Spieler immer die Wichtigkeit von Gleichheit und Inklusion“, erklärt Igor weiter.
Nach Monaten in den Schlagzeilen überkam den Trainer die Gewissheit, dass diese Episode als alles andere als selbstverständlich angesehen wurde. Umso mehr war er nun überzeugt, dass die Entscheidung, das Turnier zu verlassen, die richtige war. Auch der italienische Fußballverband wurde auf den Fall aufmerksam und nahm den Trainer in die Hall of Fame auf. Und dann folgte ein Anruf aus Rom: „Als ich einen Anruf aus dem Quirinal von Staatspräsident Sergio Matarella erhielt, hielt ich dies zunächst für einen Scherz. Aber nein, ich wurde eingeladen, um den Verdienstorden der Italienischen Republik (Ordine al merito della Repubblica italiana) entgegenzunehmen. Dabei lag mein einziger Verdienst darin, den Mut aufzubringen, zu handeln, als meine erzieherischen Prinzipien nicht eingehalten wurden.”.
Das Buch und die Nationalmannschaft
Seine Geschichte wurde auch in einem Buch der Reihe „Semplicemente Eroi“ von Igor De Amicis und Paola Luciani aufgegriffen, in denen bekräftigt wird, dass gewisse Gesten nicht als Kindereien abgetan werden können: Der Kampf gegen den Rassismus passiert mit großen und kleinen Gesten im Alltag.
Heute ist Igor Trocchia Trainer der italienischen Fußballnationalmannschaft der Gehörlosen. Über die Jahre hat er Athleten aufgenommen, die es schließlich bis zu den Olympischen Spielen gebracht haben. „Trocchia ist Trainer, Erzieher, Fadenzieher und Identifikationsfigur dieser Mannschaft. In allem, was er macht, bringt er seine unbändige.
photo Federazione Sport Sordi Italia - fssi.it