Sharon Malatesta: „Als Kapitänin bin ich ein Vorbild“.
13 Mai 2022Solidarität: Fair Play in Nischensportarten
27 Mai 2022Der Ukrainekrieg schlägt nicht nur in Politik und Gesellschaft hohe Wellen. Oder besser gesagt: Gerade, weil er das tut, mobilisiert er die Gemüter der Menschen aller Schichten, aller Hintergründe, aller Kulturen im Westen.
Er erschüttert einen Kulturraum, der den Frieden als eine unumstößliche Selbstverständlichkeit wahrgenommen hat. Auch weil ein Großteil der Bevölkerung den Krieg nur aus Erzählungen der Großeltern und Urgroßeltern oder aus episch aufgeladenen Hollywoodfilmen kennt.
Aber gerade diese Welle der Entrüstung über diesen unbegreiflichen Akt der Aggression hat einen Prozess in Gang gesetzt, den man sich im von so vielen verschiedenen Kulturen, Ideologien und Systemen geprägten Westen nicht mehr erwarten konnte: In dieser Zeit des Leids überwiegt grenzübergreifend das Mitgefühl, die Teilnahme und die Solidarität.
Botschafter Sport
Insbesondere der Sport hat sich seit jeher als Botschafter jener Themen bewiesen, die die Massen bewegen. Solidarität ist ein Teil des sportlichen Geistes, ein Grundsatz seiner Werte und ein Teil seiner Existenzberechtigung. Umso mächtiger erweist er sich in jenen Momenten, in denen Botschaften des Zusammenhalts an unsere Nächsten vermittelt werden sollen.
Es ist bezeichnend, dass gerade in Deutschland eine Welle der Solidarität in Gang gesetzt wurde, die ihresgleichen sucht. Ein Land, das vor acht Jahrzehnten selbst Aggressor war; ein Land, das selbst fadenscheinige Begründungen zur Besetzung benachbarter Staaten als Vorwand für die Aggression aufwarf; ein Land, das bis heute noch an seiner Geschichte nagt, geprägt vom kollektiven Schuldbewusstsein, das nun beispiellose Akte der Solidarität befeuert, frei nach dem Motto: Nie wieder!
Die Bevölkerung, die Politik – und besonders der Sport werden nicht müde, ihre Teilnahme am Leid in der Ukraine kundzutun. Solidaritätsbekundungen von Sportlern ziehen sich durch Interviews, Fernsehauftritten und die sozialen Netzwerke. Eindrucksvoll in Szene gesetzt von den großen Gesichtern, die ihre einflussreiche Stimme für die gerechte Sache einsetzen.
You'll Never Walk Alone
In kaum einem anderen Land wurden so schnell so viele Benefizveranstaltungen im Zeichen des Sports auf die Beine gestellt wie in Deutschland. Fair Play spielt auch bei unseren Nachbarn im Norden eine übergeordnete Rolle. Der Fair-Play-Gedanke gepaart mit einem profunden Solidaritätsbewusstsein hat daher zu wunderschönen Geschichten geführt, die in den Stadien und Sportstätten Deutschlands erzählt werden.
Bundesligagrößen wie Borussia Dortmund und Borussia Mönchengladbach haben sich die Ehre gegeben und vor gefüllten Rängen Auswahlen aus Kiew und respektive der ukrainischen Nationalmannschaft willkommen geheißen.
Im Signal Iduna Park in Dortmund stimmte man im Beisein des ukrainischen Traditionsklubs Dynamo Kiew die Fußballhymne „You’ll never walk alone“ an. Die Ränge waren geziert mit „Stop War“-Bannern und -Transparenten gegen den Krieg – oder vielmehr für den Frieden. 400.000 Euro wurden für karitative Zwecke gesammelt.
Im Borussia-Park in Mönchengladbach lief die ukrainische Nationalmannschaft gegen die Hausherren auf. Wie in Dortmund spielte auch hier das Ergebnis eine untergeordnete Rolle. Viel mehr zählten die 180.000 Euro und die Medikamente, die die Borussia im Vorfeld gespendet hatte. Und der Erlös des Benefizspiels, der den Opfern des Krieges zugutekommt.
Doch es geht auch kleiner, wenngleich nicht weniger eindrucksvoll. Eine Handballauswahl der Gemeinde Hirschberg im Nordwesten des Bundeslandes Baden-Württemberg lief gemeinsam mit der ukrainischen Handballnationalmannschaft in einem Benefizspiel auf. 1.200 Zuschauerinnen füllten die Halle, einem sichtlich bewegten Bürgermeister versagte die Stimme, die Sportler brachen bei den Hymnen in Tränen aus – auch hier traten Bevölkerung, Politik und Sport vereint gegen den Krieg auf und lebten die Solidarität in all ihren Facetten.
Die Werte des Sports
Nicht zuletzt zählte aber die Botschaft aller Veranstaltungen: Im Sport herrscht der Fair-Play-Gedanke – genau wie im Leben. Und genau wie in der Politik. Gegen den Krieg.
Gemeinschaft, Solidarität und Fair Play – Deutschland beweist momentan, dass diese Werte nicht nur schöne Worte sind, sondern Realität, die manchmal nur einen kleinen Schubs benötigt, um auch öffentlich authentisch gelebt zu werden. Doch wenn im Sport einmal etwas angegangen wird, dann – ganz in seinem Geiste – unaufhaltsam und mit vollem Einsatz.